Tag 1
Mit der ersten Zugverbindung auf den Oberalppass ging es am ersten Tag sehr früh los. Die nächsten Tage werde ich mit Jens (ein Kollege aus dem Studium) entlang dem 4 Quellen Weg wandern. Wir haben Proviant für 4 Tage gepackt und werden im Zelt schlafen.
Vom Oberalppass wanderten wir an den Tomasee, der Quelle des Rheins. Von da ging es über den Maigelspass aus dem Maigelstal in das nächste Seitental. Hier fanden wir etwas oberhalb der Vermigelhütte unsere erste Übernachtungsmöglichkeit.
Als wir unser Nachlager aufgestellt hatten, wurden wir von einem Gewitter überrascht. Zuerst versteckten wir uns vor dem Regen ins Zelt, aber die Blitze kamen uns immer näher, so dass wir uns wieder ins Freie begaben. Es regnete so stark, dass wir nach keinen 20 Sekunden schon komplett durchnässt waren.
Glücklicherweise war das Gewitter irgendwann zu Ende und wir konnten in Ruhe schlafen.
Tag 2
Da unsere Kleider durchnässt war, mussten wir (oder eher ich) etwas improvisieren. Die Hosen von Jens waren schon fast trocken. Ich hab anstelle meiner Hosen Thermosunterhosen und Regenhosen angezogen. Dies war nicht einmal eine so schlechte Entscheidung, im Hinblick auf was wir auf unserer heutigen Route noch antreffen werden.
Denn unser erstes Hindernis heute war der Sellapass. Dieser liegt auf 2700 m.ü.M. und der Aufstieg ist von einem schattigen Nordhang geprägt. Demenstprechend viel Schnee fanden wir vor. Den Weg musste man gar nicht mehr suchen, dafür waren die Sichtverhältnisse viel zu schlecht.
Trotzdem haben wir uns durchgerungen und haben ihn überquert. Anschliessend ging es wieder hinunter an den Sellasee. Dies ist ein Stausee östlich von Gotthardpass. Hier machten wir auch mal Rast und assen unser Mittagessen, bevor wir unseren Abstieg zum Gotthardpass antraten.
Am Gotthardpass angekommen, benutzten wir als erstes Mal die Toiletten vor Ort und berieten uns dem weiteren Vorgehen. Denn das nächste Zwischenziel war der Lago di Lucendro. Da aber schon wieder ein Gewitter im Anmarsch war, waren wir uns unsicher, ob es eine gute Idee ist, die Sicherheit des Gotthardpasses zu verlassen.
Deshalb entschieden wir uns, unser Nachtlager nahe dem Gotthardpass aufzuschlagen, da hier die Strasse sehr nah war, mussten wir uns etwas verstecken. Dafür hatte es ganz nah auch eine Scheune, unter deren Vordach wir uns vor dem Wetter verstecken konnten und während dem Regen unser Nachtessen geniessen.
Tag 3
Nun ging es für beide mit mehrheitlich trockenen Kleidern weiter. Zuerst den Aufstieg zum Lago die Lucendro und dann direkt weiter zum Lucendropass. Den Lucendropass überwunden waren wir noch etwas in den Wolken.
Bald jedoch hatten wir freie Sicht ins Bedrettotal. Auf ca. 2000 m.ü.M. erwartete uns hier ein mehrheitlich horizintaler Weg. Bevor wir diesen jedoch bewanderten, machten erneut Rast und kümmerten uns um unser leibliches Wohl.
Anschliessend ging es dem Weg entlang bis zur Alpe die Ruino. Eine Alp haben wir an dem Ort nicht vorgefunden, dafür ein weiteren geeigneten und schönen Schlafplatz. Auch scheint heute das Wetter einmal mitzuspielen!
Wir assen unser Nachtessen und erstellten unser Lager. Als ich meinen körperlichen Bedürfnissen nach ging mich zu entledigen, höre ich rechts ein Rascheln und was sehe ich da? Eine Gämse, keine 10m von mir entfernt!!! Sie schaute mich für sicher 15 Sekunden an, bevor sie ganz entspannt weiter ging.
Auf dem Rückweg, wo ich Jens vom erlebten erzählen wollte, fand ich promt auch noch ein Hirschgeweih!
Das schöne Wetter, das ich versprochen habe, hielt sich doch nicht für den ganzen Abend. Auch hatten wir wieder nahe Blitze, so dass wir wieder nicht im Zelt blieben. Ich hatte jedoch gelernt und meine Schuhe im trockenen gelassen. Es war zwar kalt für 15 Minuten, dafür hatte ich am nächsten tag trockene Schuhe!
Tag 4
Da sich auf heute Abend ein Unwetter ankündigte und auf dem Nufenenpass noch kein Postauto fährt, haben wir uns entschieden, mit dem Postauto von der letzten bedienten Haltestelle nachhause zu fahren.
Somit war die heutige Route nicht mehr allzu weit. Über die SAC Hütte "Campanna Piansecco" ging es nach All'Aqua. Hier genehmigten wir uns ein Bier im Restaurant, während wir auf das Postauto warteten, das uns nach Airolo bringen wird. Es war ein sehr erfrischendes Bier nach 4 Tagen in der Natur!