Über Nacht nach Hamburg

Nachtzugreise nach Hamburg

Gepostet Philippe und Anina am 19. Januar 2023

Um 20:59 ging es am Zürich HB los. Der Nachtzug nimmt seine Fahrt auf und wir machen Bekanntschaft mit unseren Genossen im Abteil. Als die letzten Mitreisenden zusteigen machen wir uns langsam bereit zum Schlafen. Am nächsten morgen wurden wir vom Kondukteur mit unserem Frühstück geweckt. Leider viel zu kurz vor unserem Ziel, so dass es anstelle eines entspannten Frühstück ein Schnell-Ess Kampf mit der trockenen Semmel wird.

In Hamburg angekommen, durften wir unser Gepäck verfrüht in unserer Bleibe deponieren. Um dahin zu kommen mussten wir noch die “Hamburg-Card” lösen. Ein Touristenticket, das für die ganze Stadt gratis ÖV beinhaltet.

Unser Gepäck deponiert, ging es das erste Mal einmal quer durch die Stadt. Sich einen Überblick verschaffen. Vom Hauptbahnhof ging es über das Kontorviertel und dann durch die Speicherstadt in die Hafencity. Ein Viertel mit einem Bauboom, uns in der Schweiz unbekannter Dimension. Nur neue Häuser, lichtdurchflutet, sind zu finden. Da erspähten wir einen Aussichtsturm, den wir uns direkt vornehmen um uns auch einen Überblick von oben zu erschaffen.

Anschliessend ging es weiter zur Elphi, wie sie die Hamburger nennen. Denn hier kann man gratis (mit Gratisticket) auf das Aussichtdeck und die Aussicht in alle Himmersrichtungen bestaunen.

Ausblick vom Plaza der Elbphilharmonie : Bild von Philippe Wegmann

Danach ging es in unsere Wohnung, um uns erst einmal frisch zu machen und etwas zu essen. Essen aus dem Wasserkocher, Ramen Noodles hats gegeben. Denn eine wirkliche Küche hatten wir nicht. Anschliessend ging es wieder los, wir hatten Tickets für die "Große Pötte & kleine Züge" gebucht. Das ist ein Kombiticket, wo einem zuerst eine abendliche Hafendrundfahrt geboten und danach ein Besuch im Miniaturwunderland (ohne anzustehen!) ermöglicht wird.

Die Hafendrundfahrt war sehr eindrücklich. Vor Allem, als wir auf ca 1m an ein 370m langes Containerschiff herangefahren sind.

Containerschiff : Bild von Anina Ruch

Auch vom Miniatur Wunderland wurden wir nicht enttäuscht. Die Dimensionen, die dieses Modell-Land angenommen hat, sind unglaublich! Mehrere Räume, sogar Stockwerke gefüllt mit fahrenden Zügen und Autos. Sogar einen Flughafen gibt es. Sehr viele Regionen der Welt sind zu betrachten. Zu viel um alles auf einmal aufzunehmen!

Miniaturwunderland : Bild von Philippe Wegmann

Müde von all diesen Eindrücken und dem eingeschränkten Schlaf begaben wir uns nach hause.

Nach dem wir uns von all diesen Eindrücken erholt hatten (ausgeschlafen), gefrühstückt und ich etwas gelernt hatte, begaben wir uns wieder auf Entdeckungstour. Als erstes erkundeten wir die Landungsbrücken. Diese bestehen aus schwimmenden Pontons, wo Fähr- und Touristenschiffe andocken können. Die Pontons sind nötig, da es in Hamburg durch den 7-stündigen Ebbe-Flut Rhythmus einen Wasserspiegelunterschied von 3m gibt.

Nach dem Schwimmen auf den Pontons ging es weiter zum Tauchen im alten Elbtunnel. Der 426m lange Tunnel wurde 1911 eröffnet und ist von ungefähr 400'000 Kacheln geschmückt. Wie man vor über 100 Jahren einen solchen Unterwassertunnel bauen konnte, ist mir ein Rätsel.

Alter Elbtunnel : Bild von Philippe Wegmann

Nachdem wir den Tunnel zweimal durchquert hatten, mussten wir natürlich auch noch das Kultquartier St. Pauli bei Tag erkunden gehen. Zu sehen gab es nicht viel tagsüber, deshalb müssen wir wohl nachts noch einmal kommen.

Gesagt, getan. Nach dem wir unser Gepäck in unserer Wohnung deponiert hatten, gönnten wir uns ein Nachtessen in der Brauerei "The Baby Goat" in einer Seitenstrasse der Reeperbahn. Das Bier, das wir versuchten war leider nicht unbedingt das beste, die Pizza die wir dazu erhielten machte dies aber fast wieder wett!

Danach ging es wieder hinunter zu den Landungsbrücken, wo wir unseren Nachtwächter trafen, der uns bei Nacht durch St. Pauli führte. Mit unserem Universalticket (Geld), wie er es ausdrückte, konnten wir trotz einer fehlenden Buchung an der Führung teilnehmen. Es führte uns am Strassenstrich vorbei zur Reeperbahn, wo wir das Kultlokal "die Ritze" besuchen durften, inklusive dem legendären Boxring im Keller. Die Ritze ist, anders als der Name erwarten lässt ein Boxclub mit einer normalen Bar.

Boxring im Boxkeller : Bild von Philippe Wegmann

Nach einem erfrischenden Bier in der Reeperbande machten wir uns auf das Quartier bei Nacht auf eigene Faust zu erkunden. Schlussendlich landeten wir an einer Karaokeparty, wo sich für einen Mittwochabend erstaunlich viele Gäste aufhielten. Wir haben aber nichts gesungen. Nach diesen musikalischen Meisterleistungen, teilweise auch eher weniger, begaben wir uns auf den Nachhauseweg, denn es erwartete uns ein weiterer Tag in der Hansestadt.

Der Donnerstag startete ähnlich ausgeschlafen wie der Mittwoch. Nach einer weiteren Lerneinheit meinerseits (und Problemen mit dem WC) ging es ab zum internationalen Maritimen Museum. Da gab es sehr viele Schiffsmodelle (alt bis neu, von Knochen über Holz bis Plastik), Geschichten grosser Reedereien und natürlich auch Geschichten alter Seefahrer inklusive Piraten, vieles zu sehen. Leider fast schon zu viel, um alles zu verarbeiten. Am Abend ging es zum Musical Lion King. Die Aufführung war mit sehr viel Liebe gestaltet, eine musikalische Meisterleistung, die wir geniessen durften. Um es kurz zu sagen wunderbar, schon fast zauberhaft war es. So verging auch dieser Tag wieder zu schnell.

Der letzte Tag startete ein bisschen stressig, wir mussten bis 10 Uhr die Wohnung zurückgeben. Natürlich schafften wir auch das, und deponierten unser Gepäck in einem Schliessfach am Hauptbahnhof, wo wir es am Abend wieder abholten.

Dieses Mal ging es in die "BallinStadt". Das Auswanderermuseum in Hamburg. Denn Hamburg war im 19. und 20. Jahrhundert einer der wichtigsten Orte für Amerika-Auswanderer. Damals war es noch ein richtiges Abenteuer, den Atlantik zu überqueren. Sehr viele Leute aus Osteuropa wollten über Hamburg auswandern, so gab es medizinische Untersuchungen, damit keine Seuchen nach Amerika eingeschleppt werden. Auch mussten die Reedereien die Rückreise übernehmen, falls Einwanderer aus medizinischen Gründen in Amerika abgewiesen wurden.

BallinStadt : Bild von Philippe Wegmann

Im Museum wurde von der Geschichte des Ortes, die Abläufe der Auswanderung, Gründe für die Auswanderung, Probleme bei der Einwanderung und persönliche Geschichten berichtet. Wenn man in Hamburg ist, ist es definitiv ein Besuch wert, denn dies ist nicht nur Teil der Geschichte Amerikas, sondern auch Europas und dieser Teil der Geschichte wird im Geschichtsunterricht komplett übergangen.

Anschliessend besuchten wir noch die Hauptkirche St. Michaelis, oder wie sie von den Hamburgern genannt wird, den "heiligen Michel". Es ist eine sehr helle, lichtdurchflutete Kirche, wie man sie nicht erwarten würde. Nachdem wir eine Kerze für Bipa angezündet haben, machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt um uns noch etwas an den Einkaufsmeilen rumzutreiben, und doch nichts zu kaufen.

Michel : Bild von Philippe Wegmann

Da sich meine Pflichtbewusstheit erneut bemerkbar machten, kehrten wir in einem Café in einem Bücherladen ein, wo ich Ruhe weiter lernen konnte.

Ein letzter Abendspaziergang und danach mussten wir uns schon wieder Richtung Bahnhof aufmachen, wo wir dann den Nachtzug Richtung Zürich, auf den Nachhauseweg, machten.