Tag 8 - Fredrika (Philippe)
Langsam wird die Landschaft unbewohnt und die Strecken etwas länger. Deshalb haben wir heute auch keine Museen oder änliches gefunden auf der Fahrtstrecke, dafür haben wir einen Elch über die Strasse gehen sehen. Da er zu weit weg war und wir zu langsam waren, konnten wir das leider nicht dokumentieren. Das Nachtlager haben wir heute beim Camp Fredrika-Braber gefunden.
Aufgehender Mond : Bild von Philippe Wegmann
Tag 9 - Gammplatsen (Philippe)
Neuer Tag, neues Glück. Heute liegt wieder ein sehr interessantes Museum auf der Route: Gammplatsen. Dabei handelt es sich um ein Wald- und Samimuseum. Das Museum besteht aus dem alten Dorf von Lycksele. Dieses wurde im Jahre 1607 gegründet, um die schwedische Grenze gegen die Norweger und Russen zu verteidigen. Nicht im Sinne von einem Militärstützpunkt, sondern mehr von einer Missionierung. Denn bis dahin lebte das Nomadenvolk der Samen alleine in dieser Gegend. Daher wurde im Jahre 1632 auch eine Schule für die Jungen der Samen gegründet, eine Mädchenschule folgte später. Da die Samen hier Steuern zahlen und gewissen Kirchenfestern beiwohnen mussten, begannen sie sich hier anzusiedeln. Aus diesem Grund war das Dorf anfangs des 19. Jahrhunderts zu gross für die Insel auf welcher es gebaut war und das Dorfzentrum inklusive Kirche wurden im heutigen Stadtzentrum neu gebaut. Heute ist das Gelände als Freilichtmuseum frei zugänglich und wird rege für Veranstaltungen genutzt. Anschliessend an das Freilichtmuesum gibt es ein kleines Naturreservat, welches wir natürlich direkt für einen kleinen Spaziergang nutzten.
Anschliessend ging es weiter zu unserem heutigen Nachtquartier dem WTF-Camp oder auch Webers Tiny Farm. Wie euch vielleicht auffällt ist das kein schwedischer Name. Bei den Betreibern handelt es sich um Schweizer, die vor etwas mehr als einem Jahr nach Lappland ausgewandert waren und sich hier ein neues Leben aufgebaut haben. Das Camp befindet sich noch im Aufbau, so fehlt aktuell beipielsweise warmes Wasser zum Abwaschen oder Licht im neu gebauten WC-Häuschen. Dafür wurden wir bereits am Abend von sehr vielen Rentieren überrascht. Dabei konnte ich es natürlich nicht lassen viel zu knipsen.
Tag 10 - WTF Pause (Anina)
Heute sind wir den Tag etwas ruhiger angegangen. Wir übernachten zwei Nächte hier auf dem WTF-Camping und darum mussten wir auch nicht wieder alles zusammenpacken und konnten den Zmorgen mit hausgemachtem Sauerteigbrot von Evelyne geniessen. Die Sonne schien schon sehr stark an unseren Tisch, sodass wir dann auch eine zweite Tasse Kaffe in der Sonne geniessen konnten. Was uns aber beiden aufgefallen ist, wie anders der Verlauf der Sonne hier oben doch ist. Während dem gemütlichen zmörgelen und sünnelen, mussten wir den Tisch dreimal zügeln, da die Sonne nicht ihrem für uns gewohnten Verlauf folgt, sondern viel flacher verläuft und sie darum noch mehrmals hinter den grossen Tannen verschwand. Als die Sonne auch das Dachzelt ein wenig aufgewärmt hatte, habe ich mich nochmals in den Schlafsack gekuschelt und habe noch etwas geschlafen. Die Nacht war wieder sehr kalt und ich war noch sehr müde heute Morgen.
Nach meinem ausgiebigen Nickerchen haben wir noch etwas kleines Zmittag gegessen. Danach haben wir unsere Rucksäcke gepackt und die Schuhe geschnürt. Die kleine Wanderung führte uns zu einem Aussichtsturm. Der Turm steht auf dem höchsten Berg von Västerbotten. Der Gipfel des Berges liegt laut der kleinen Tafel dort oben auf 551 MüM. Die Wanderung folgte fast mehrheitlich einer breiten Kiesstrasse und war eher ein sehr ausgedehnter Spaziergang. Dieser war aber nicht unspannend, wir versuchten dafür unsere Aufmerksamkeit auf die Umgebung zu lenken. Auf der teilweise sandigen Strasse sahen wir viele Hufabdrucke und wir werweisten, zu welchen Tieren die Spuren wohl gehören konnten. Viele Spuren waren sicherlich von den Rentieren, die auch heute zahlreich unseren Weg kreuzten. Ich finde die Tiere super herzig, sie wirken friedlich und ihr Gang sieht so lustig tappsig aus. Wir sahen aber auch sehr grosse Hufabdrucke. Vielleicht ein Elch? Auch unser ornitholgisches Wissen haben wir erweitert und immer wieder kurz innegehalten, um den Vögeln zu lauschen.
In der Nähe des Aussichtsturmes gibt es einen kleinen Picknickplatz. Während wir unsere Mägen mit einem Butterbrot zufriedenstellten, verwöhnten wir unsere Augen mit einer wunderbaren Aussicht. Heute war es richtig sonnig und warm. Ich konnte sogar im T-Shirt draussen hocken. Leider zogen aber dunkle Wolken auf und wir machten uns an den Rückweg.
Tag 11 - Jokkmokk (Anina)
Nach dem Pausentag gestern, ging es heute wieder weiter. Der erste Punkt auf der heutigen Liste: Den Polarkreis überqueren. Der Polarkreis liegt bei 66° 33' 55'' auf der nördlichen sowie südlichen Halbkugel. Genau auf diesen Breitenkreisen geht die Sonne an den beiden Tagen der Sonnenwenden gerade nicht mehr auf beziehungsweise unter. So kommt es am nördlichen Polarkreis im Juni jeweils genau an einem Tag zur Mitternachtssonne. Wir haben dort kurz einen Halt gemacht und ein paar Fotos gemacht, anschliessend sind wir weitergefahren nach Jokkmokk.
Jokkmokk ist das Zentrum der samischen Kultur in Schweden. Die Sámi sind ein indigenes Volk. Sámpi, das Siedlungsgebiet beziehungsweise ihr Kulturraum, erstreckt sich über weite Teile der nördlichen Teile von Schweden, Norwegen und Finnland, bis zu den Küsten des weissen Meers. Hier in Jokkmokk steht das Ájtte, das schwedische Gebirgs- und Samen-Museum. Hier werden die Geschichte und das Leben der Sámi dokumentiert. Ich fand das Museum sehr schön. Die Texte auf den Tafeln glichen Gedichten und wirkten sehr poetisch. Das Gebäude ist einem Rentier-Trennungsgehege nachempfunden. In der Mitte gibt es einen runden Raum, wovon dann mehrere Räume strahlenartig ausgehen. Jeder Raum beleuchtet einen anderen Fokus: die Sámi im Wandel der Zeit, die Entwicklung von der nomadischen Lebensform zur Sesshaftigkeit, die Rentierwirtschaft, die Religion, die Kunst und das Handwerk, die Trachten. Die Sámi leben auch heute noch teilweise von der Rentierwirtschaft. Das erklärt auch, wieso dass viele der Rentiere, die wir gesehen haben, Halsbänder oder Glöckchen tragen. Es sind halb-domestizierte Rentiere, die zu Rentierherden gehören.
In einem Teil der Ausstellung ging es auch um das Fjäll, die Gebirgsregion hier. Es wurden die Tiere und Pflanzen gezeigt. Beim Schildchen des Fuchses ist uns etwas aufgefallen: der Fuchs heisst auf schwedisch "Räven". Tja, und Fjällräven heisst somit wörtlich übersetzt: der Gebirgsfuchs. Und das Logo der gleichnamigen schwedischen Outdoor-Marke beinhaltet eben ein solches Füchsen. (Fjällräven ist schwedisch für Polarfuchs)
Tag 12 - Wanderung (Philippe)
Da die Landschaft nun immer weniger besiedelt ist, bieten sich auch immer weniger Museen an, welche man besichtigen kann. Deshalb habe ich mir überlegt, dass wir eine kleine Wanderung während der Fahrt unternehmen können. Dank des Internets war auch schnell eine Wanderung, welche uns in den Zeitplan passt, gefunden. Gesagt, getan sind wir nun zum Startpunkt der Wanderung im Muttos Nationalpark gefahren, haben unsere sieben Sachen gepackt und den Aufstieg in Angriff genommen. Oben angekommen, bot sich uns ein Ausblick über 360 Grad. Auf einer Seite konnten wir starkte Gewitter beobachten, auf der anderen Seite die unendlichen Weiten Lapplands. Vom aufziehenden Wind gestört und vom Gewitter beunruhigt (vor allem Anina ;)), beschlossen wir unser Pausenbrot nicht auf dem Gipfel, sondern erst beim Auto zu essen. Anschliessend ging die Fahrt weiter, bis wir bemerkten, dass in den nächsten 100 km kein Campingplatz kommt obwohl wir unser Streckenziel des Tages eigentlich schon erreicht hätten. Nun sind wir an der schwedisch-finnischen Grenze gelandet. Morgen geht es dann über Finnland weiter bis nach Norwegen, wo wir in Richtung Nordkap weiterfahren werden.
Tag 13 - Verändernde Landschaften und Wasserfälle (Philippe)
Diesen Morgen war das Wetter so unfreundlich, dass wir auf das Frühstück vor der Fahrt verzichteten und lieber während der Autofahrt
Knäckebrot snackten. Direkt nach dem Campingplatz verliessen wir Schweden nach Finnland und stellten fest, dass schon viel später
ist als wir gedacht haben - gemäss der Uhr auf dem Handy. Die Uhr vom Auto bestätigte aber unser Zeitgefühl. In Finnland geht die Zeit wohl
eine Stunde vor.
Bezüglich unserem, oder eher meinem Zeitgefühl muss ich jedoch anbringen, dass ich die letzten zwei Nächte um 4 Uhr herum aufwachte
und dachte, wir hätten bereits 8 Uhr. Aber beide Male musste ich feststellen, dass mir die kurzen Nächte hier im hohen Norden einfach
einen Streich gespielt haben.
In Finnland veränderte sich die Landschaft schon etwas und wir begannen über Tundra und Taiga zu spekulieren. Als wir uns dann aber
auf Norwegen zu bewegten wurde die Landschaft einiges karger. Es wirkte wie eine Hochebene. Bald kam ein Fluss hinzu, welcher sehr breit
verlief und wie ein See wirkte. Entlang dieses Flusses, der Alta-Kautokeino heisst, habe ich unseren ersten Zwischenhalt eingeplant.
Übertouristisch wie wir sind, darf natürlich ein Wasserfall nicht fehlen auf unserer Reise. Auch muss dieser gut mit dem Auto erreichbar
sein. Genau diese Voraussetzungen erfüllte der Pikefossen. Nur ein halber Spass am Rande, denn wir haben ihn wirklich besucht, um uns
kurz die Füsse vertreten zu können. Nach der kurzen Besichtigung ging es weiter in Richtung Startpunkt der heute geplanten Wanderung.
Diese liessen wir aufgrund des schlechten Wetters ins Wasser fallen und beschlossen in Alta mal etwas Warmes zu uns zu nehmen.
Nach einer elenden Parkplatzsuche fanden wir auch etwas zum Essen, bevor wir uns zu unserem heutigen Schlafplatz aufmachten. Unterwegs
schlugen wir auch mal die Definitionen von Tundra und Taiga nach und beobachteten Landschaften, die unserer Meinung nach in dieses Beschreibungen
passen könnten.
Am Stellplatz angekommen, wurden wir aufmerksam auf Schilder zu einem Wasserfall. Da es eher kalt war und wir noch einige Zeit hatten bis
wir ins Betten müssen, packten wir die Kamera ein und machten uns wieder auf Wasserfalljagd. Wir wurden nicht enttäuscht, denn wir fanden
am ersten Wasserfall ein Schild zum zweiten Wasserfall, welchen wir natürlich auch noch suchten.
Tag 14 - Nordkap (Philippe)
Heute erreichten wir den sicherlich nördlichsten Punkt unserer Reise, das Nordkap. Das Nordkap liegt in der Gemeinde Nordkapp und auf
71° 10' 21'' nördlicher Breite. Seit 1999 ist es der nördlichste, per Strasse, erreichbare Punkt des europäischen Festlandes. Alle die
sich nun fragen, aber halt mal, ich war schon vorher mit dem Auto da - ja, aber mit der Fähre. 1999 wurde der Nordkaptunnel eröffnet.
Mit einer Länge von 6870 m und einer maximalen Tiefe von 212 m unter Meer ist er schon beeindruckend und vor allem steil. Im zweiten
Gang als Motorenbremse musste ich bei 80 km/h doch ab und an mal mit der normalen Bremse nachhelfen.
Ansonsten waren die Strassen die spannendsten Strassen bis anhin auf unserer Reise, denn es hatte endlich mal Pässe und nicht nur
gerade Strassen mit an und ab mal einer Kurve wie bis anhin in Schweden.
Am Nordkap gibt es einen Aussenbereich und einen Innenbereich. Beim Aussenbereich handelt es sich um das Kap mit der
bekannten Weltkugel. Zusätzlich kann man noch einige Denkmäler finden. Das interessanteste unserer Meinung nach, war das Denkmal der
Kinder. 1989 wurden sieben Kinder aus allen Ecken der Welt am Nordkap versammelt und kreierten während einer Woche das Denkmal. Es soll
ein Symbol für Kooperation, Freundschaft, Hoffnung und Spass sein. In der heutigen Welt wieder ein brandheisses Thema.
Im Innenbereich konnte man einen Film über das Nordkap in allen vier Jahreszeiten schauen. Eine Ausstellung über die Geschichte des
Nordkaps konnte man auch bestaunen. Da gab es zwei verschiedene Teile, im einen wurden alle wichtigen Persönlichkeiten, welche das
Nordkap besuchten vorgestellt und wichtige Momente in der "Erschliessung" oder erste touristsiche Momente gezeigt. Im zweiten Teil
die Wichtigkeit im zweiten Weltkrieg für die Warentransporte der Aliierten zwischen Grossbritannien und der Sowjetunion.
Natürlich liessen wir es uns auch nicht nehmen im Panoramarestaurant eine Waffel und einen Kaffee zu geniessen.