Tag 22 - Uppsala (Anina)
Der Campingplatz liegt sehr stadtnah. Da wir erst um 15:00 auschecken müssen, haben wir genug Zeit, Uppsala zu erkunden. Zu Fuss ging es los Richtung Stadtzentrum. Nach etwa 20 Minuten haben wir auch schon unser erstes Ziel erreicht: Den Linnaeus-Garten. Carl Linnaeus, oder auch Carl von Linné, war ein schwedischer Naturforscher. Er gilt als Vater der systematischen Biologie. Durch sein binäres System zur naturwissenschaftlichen Namensgebung erschuff er ein Werkzeug für die Identifikation von Pflanzen und Tieren. Sein System erlaubte eine einfachere und genauere Kommunikation in der Wissenschaft und in der Wissenschafts-Geschichte. Seine Idee: ein Name besteht aus zwei Begriffen. Die Begriffen folgen den Lateinischen Grammatik-Regeln, aber es können auch Lehnwörter aus anderen Sprachen verwendet werden. 1753 veröffentlichte Linnaeus das Werk "Species Plantarum". Dort führte er alle ihm bekannten Pflanzen auf, benannt nach seiner Namens-Systematik. Später veröffentlichte er auch noch ein Werk über die Tierwelt.
Während seiner Zeit als Professor an der Universität in Uppsala war Linnaeus auch für den botanischen Garten zuständig. Da durch einen Brand ein grossteil des Gartens zerstört wurde, liess er zuerst das Wohngebäude und die Gewächshäuser erneueren. Anschliessend sollten auch die Gärten neu angelegt werden und nach seinem System der Pflanzen gestaltet werden. 1748 wuchsen in dem Garten etwa 3000 Pflanzen. Als es einen neuen botanischen Garten für die Universität gab, verlor der alte Garten an Bedeutung und ging vergessen. Anfangs 1900 wurde der Garten nach Linnaeus Beschreibungen wieder neu angelegt. Heute wachsen hier ungefähr 1300 Arten.
Die Universität Uppsala ist die älteste Uni Skandinaviens, sie wurde bereits 1477 gegründet. Nach unserem Besuch des Linnaeus-Garten sind wir zum Hauptgebäude der Uni spaziert. So wie es scheint, haben hier die Vorlesungen bereits wieder begonnen und die Tür zum Hauptgebäude war offen. Wir haben uns kurz hier umgesehen und das alte Gebäude bestaunt. Die Eingangshalle wirkt sehr dunkel, aber auch sehr elegant.
Unweit vom Uni-Gebäude liegt der Dom von Uppsala. Eriksdom ist das höchste Kirchengebäude von Skandinavien. Laut dem angeschlagenen Zettel an der Tür hätte der Gottesdienst fertig sein müssen. Beim Hereinkommen klang aber immernoch Orgelmusik. Kurzerhand haben wir uns leise hingesetzt und noch dem Ausgangsspiel des Gottesdienst gelauscht.
Auch in Uppsala darf natürlich die obligatorische Kaffeepause nicht fehlen. Das Kaffee, dass wir uns ausgesucht haben, hatte auch Pizza im Angebot. Zum Glück war schon Mittag und unser Hunger gross genug, denn die Pizza war super fein. Und ich liess es mir natürlich nicht nehmen, zum Dessert noch ein Kanelbulle-Glace zu probieren. Satt und zufrieden spazierten wir dann zurück zum Auto und fuhren ab nach Stockholm.
Tag 23 - Stockholm Tag 1 (Anina)
Stockholm ist eine Stadt mit vielen Gesichtern: Die touristische Altstadt, in der sich Souvenirladen an Souvenirladen reihen, der geschäftige Stadtteil mit vielen Büros um den Hauptbahnhof oder das hippe und moderne Viertel Södermalm mit vielen Kaffes, Vintage und Secondhand-Läden und Bars. Wir durften uns gestern Abend schon einen ersten Eindruck der Stadt verschaffen. Um zu dem Campingplatz zu kommen, auf dem wir nun die nächsten drei Nächte schlafen werden, mussten wir einmal quer durch die Stadt fahren. Und das genau während dem Feierabendverkehr. Die Strassen sind voll. Viele Taxis, die jede Minute gutmachen wollen. Busse, die ihren Fahrplan einhalten müssen. Fahrräder und Töffs, die sich die Lücken schnappen. Trotz Stau haben wir es gerade noch vor Rezeptions-Schluss zum Campingplatz geschafft und konnten einchecken.
Der Platz ist relativ gut mit den öffentlichen Verkehrsmittel an die Stadt angeschlossen. Mit Bus und Tunnelbana kommt man in einer knappen Stunde mitten in die Stadt. Nach dem Zmorgen haben wir uns in die Stadt gewagt. In der Altstadt sind wir dann aus der U-Bahn ausgestiegen und losgestiefelt. Direkt in den touristischen Hotspot der Stadt. Souvenirlädeli jeglicher Art wechseln sich ab mit Kaffees, die mit "Swedish Fika" werben. Auch in der Altstadt befindet sich die engste Gasse von Stockholm. Ein Kaffee und etwas zu Essen wäre ansich keine schlechte Idee, aber wir haben kein Lokal entdeckt, dass uns anspricht. Darum sind wir weiter gegangen, bis wir beim Stockholmer Schloss waren. Dort haben wir gerade noch das Ende der Wachablösung gesehen.
Wir haben dann doch noch ein kleines Kaffee gefunden, direkt beim Moderna Museet, wo wir Zmittag gegessen haben. Von dort aus sind wir dann zum Kastellet Stockholm spaziert. Ein kleines Kastell auf einer Insel im Stockholmerhafen. Die grauen Wolken am Horizont haben uns dann mit ziemlich heftigem Regen überrascht und wir mussten uns einen Unterschlupf suchen. Mit den kleinen Fähren-Böötchen ging es dann Richtung Vasa Museet.
Das Schiff Vasa sollte der ganze Stolz der schwedischen Marine werden. Das Schiff zählte zu den grössten und stärksten Kriegsschiffen seiner Zeit. König Gustav II. Adolf gab das Schiff um die 1620er Jahre in Auftrag. Am 10. August 1628 wurden die Segel gesetzt und die Vasa trat ihre Jungfernfahrt an. Reich beschmückt mit über 700 Statuen, farbenfroh bemalt, mit 64 Kanonen bestückt und rund 150 Personen an Bord. Die erste Fahrt war auch gleichzeitig die letzte Fahrt des Schiffes. Nach knapp 1.3 Kilometern sank die Vasa tragisch. Das Schiff war wohl zu instabil gebaut, der erste stärkere Windstoss brachte das Schiff in eine Schräglage und durch die unteren Kanonenluken konnte Wasser ins Schiff laufen.
Es wurden einige Bergungsversuche unternommen, leider erfolglos. Und so blieb das Wrak 333 Jahre am Meersgrund. 1961 gelang die endgültige Hebung, unter der Leitung von Anders Franzén. Das Schiff war erstaunlich gut erhalten, was unteranderem am niedrigen Salzgehalt des Wasser liegt. Daraufhin begann die Konservierung des Wraks. Um Risse im Holz zu verhindern, wenn das Holz trocknet, wurde das Schiff während 17 Jahren mit Polyethylenglycol besprüht. 1990 wurde dann das heutige Museum fertig gebaut. Hier kann das Schiff nun rundum bestaunt werden.
Nach dem Museum-Besuch sind wir noch etwas durch die Stadt geschlendert und haben uns treiben lassen. Einige Impressionen aus Stockholm:
Tag 24 - Stockholm Tag 2 (Philippe)
Heute ging es direkt in das zweite angepeilte Museum Stockholms, die Fotografiska. Schon das Gebäude selbst hat uns beeindruckt:
ein ehemaliges Zollhaus direkt am Wasser, das heute zu einem der spannendsten Orte für zeitgenössische Fotografie geworden ist.
Gleich im ersten Stock sind wir in die Ausstellung von Anton Corbijn eingetaucht. Seine berühmten Porträts von Musiker:innen
wie Nick Cave oder Depeche Mode wirken so intensiv, dass man fast das Gefühl hat, direkt vor den Künstlern zu stehen. Danach
gönnten wir uns im obersten Stockwerk eine kleine Pause – bei einem Kombucha und einem Sandwich, mit fantastischem Blick über Stockholm.
Gestärkt machten wir uns dann an den Rundgang durch die weiteren Ausstellungen. Besonders eindrücklich fanden wir die Retrospektive von
Hans Hammarskiöld, die zum 100. Geburtstag des Fotografen seine zeitlosen Porträts zeigt. Sehr nachdenklich stimmte uns auch On Being
Family, eine Ausstellung, die die verschiedenen Seiten von Nähe und Familie auf eindrucksvolle, oft leise Weise beleuchtet. Zum Schluss
haben wir uns noch auf die monumentalen Video-Collagen von Marco Brambilla eingelassen – ein visuelles Spektakel, das die Mythen
Hollywoods in bunten, überbordenden Bildern neu zusammensetzt.
Nun hiess es für uns genug Museen für den Moment. Als erstes machten wir uns zu Fuss auf den Weg zum historischen Referenzpunkt für die Meereshöhe auf der Insel Riddarsholmen. Dieser liegt jedoch 11.8 m über dem eigentlichen Meeresspiegel. Das liegt daran, dass das damalige Vermessungsamt in dem Gebäude hinter dem Felsen lag und die Anbringung des Referenzpunktes deshalb hier Sinn ergab. Nun wollten wir noch das hippe Viertel Södermalm erkunden. Dieses ist sehr bekannt für seine Thrift-Shops. Wir wurden eher enttäuscht, und entschieden uns bald die Jagd nach second-hand Schätzen einzustellen und lieber noch lokales Bier zu probieren. Katarinas ÖlKaffe können wir wärmstens empfehlen. Einige interessante Schnappschüsse sind während der ganzen Fussjagd durch die Stadt natürlich trotzdem entstanden, diese könnt ihr in der nachfolgenden Bildstrecke sehen.
Tag 25 - Örebro (Philippe)
Nun hiess es bereits wieder Stockholm zu verlassen und weiter nach Örebro. Hier waren wir auf unserer Schwedenreise vor 10 Jahren auch schon. Damals haben wir auch ein Fussballspiel des lokalen FC geschaut. Dies liessen wir dieses Mal sein, da wir einen Campingplatz ausserhalb der Stadt anpeilten. Parkplatz gefunden hiess es zuerst einmal Fika. So suchten wir uns eine Konditorei, in welcher die Zimtschnecken besonders lecker aussahen und stärkten uns an Kaffee und Zimtschnecken. Anschliessen ging es weiter zum Schloss. Hier verzichteten wir auf einen Museumsbesuch, da wir immer noch etwas museumsmüde waren. Dafür besuchten wir den dahinter gelegenen Stadtpark. Unglaublich, wie es die Schweden immer wieder schaffen direkt in Zentrumsnähe so grosse Parks zu errichten. Am Ende des Parks liegt das Freilichtmuseum Wadköping, in welchem einmal mehr verschiedene Häuser, der alten Siedlung, welche im Stadtzentrum keinen Platz mehr hatten hin verlegt wurden. Das Museum ist frei zugänglich. In einigen Häusern wird die Geschichte dargestellt, in anderen das historische Handwerk weiterhin betrieben. Natürlich gibt es auch hier ein Café, um wie es der schwedische Anstand verlangt, regelmässig Fika nachzukommen. Wir aber waren eher unanständig und liessen es bei selber gestrichenen Sandwiches sein und kehrten anschliessend zum Auto zurück um unser heutiges Nachtlager anzufahren.
Tag 26 - Götakanal Schleuse und Brücke (Philippe)
Der heutige Tag gestaltete sich weniger spannend, wir fuhren nach einem gemütlichen Frühstück mehr oder weniger direkt zu unserem heutigen
Schlafplatz. Ich glaube eine gewisse Besichtigungsmüdigkeit hat sich breit gemacht. Auf dem Weg stoppten wir lediglich bei einer
Rollbrücke und einer Schleuse des Götakanals. Eine Rollbrücke erfüllt denselben Zweck wie eine Zugbrücke, wird jedoch ziemlich simpel
aus dem Weg gerollt, wenn ein Schiff passieren will. Dies geschieht zentral gesteuert, wenn man mit einem Boot passieren will, muss man anlegen,
die Zentrale vom alten Wärterhäuschen anfunken und kann anschliessend passieren. Ähnlich funktioniert dies bei der Schleuse, nur wird
hier das Boot vertikal angehoben.
Der Götakanal selbst ist ein beeindruckendes Bauwerk: über 190 Kilometer lang, mit 58 Schleusen, verbindet er die Westküste mit der Ostküste Schwedens.
Entlang des Kanals verläuft ein sogenannter Treidelpfad – früher wurden hier die Schiffe von Pferden oder Menschen mit Seilen gezogen, da sie noch keine Motoren hatten.
Heute nutzen Radfahrer und Spaziergänger diesen Weg, der den Kanal begleitet und ihn zu einer beliebten Ausflugsroute macht. Wir haben nur einen kleinen Ausschnitt gesehen,
doch schon dieser vermittelt ein Gefühl dafür, wie viel Arbeit und Ingenieurskunst in diesem Kanal steckt. Ein Stück lebendige Geschichte, das Schweden bis heute prägt.
Tag 27 - Småsparet (Anina)
Auch heute hat Philippe wieder ein tolles Tagesprogramm zusammengestellt. Dafür mussten wir aber früh aufstehen und püntklich losfahren.
Ganz in der Nähe kann man auf stillgelegten Eisenbahnschienen mit einer Draisine fahren. Die Fahrt beginnt am Bahnhof Flaten, wo wir uns um 10 Uhr auf den Fahrradsattel der Draisine schwangen.
Danach fährt man etwa 7 km auf den Schienen bis an den Bahnhof von Gårdveda. Dort gibt es ein paar Picknicktische, wo wir unsere Sandwiches gegessen haben.
Danach ging es dann wieder zurück nach Flaten, wo wir die Draisine wieder abgestellt haben und mit dem Auto weitergefahren sind.
Die Strecke führt vorallem durch den Wald, zwischendurch blitzt auch ein See durch die Bäume. Auf dem Rückweg konnten wir ein Eichhörnchen beobachten, dass uns auch eine ganze Weile begleitet hat.
Tag 28 - Pausentag (Philippe)
Nach all diesen Abenteuern wurden wir langsam müde, jeden Tag etwas zu besichtigen. Da heute Morgen der Himmel blau war und der Tag versprach, trocken zu werden und auch mal etwas wärmer, entschieden wir uns den Tag etwas ruhiger anzugehen und verlängerten unseren Aufenthalt auf dem Camping kurzerhand. Jetzt geniessen wir das Nichtstun, Lesen, Stricken, die Wärme und schreiben schlussendlich auch diesen Blog.